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See you in the darkest night † Angel of Dark † the fallen guardian of light forever

Stammzellenspende - was man sich so darunter vorstellen kann

Der Text ist schon etwas älter (Dezember 2007), aber immer noch wert, mal wieder veröffentlicht zu werden.

Joah...los ging es damit, dass sich meine Mutter mal bei der DKMS (Deutsche KnochenmarkSpenderDatei) registrieren ließ. Dazu war damals noch eine Blutentnahme zur Typisierung notwendig (heute reicht ein Wangenabstrich, falls jemand die Werbung übersehen hat *g* und das kann auch zu Hause gemacht werden), kostet normalerweise um die 50 Euro (die müssen nicht zwingend selbst getragen werden) und kann man erst ab 18 machen.
Daraufhin bekam sie 'Gutscheine', weil sie wohl seltene Gewebemerkmale besitzt und die nahen Verwandten vermutlich auch.Allerdings war irgendwann (weiß nicht mehr wann *gg*) bei uns in nem Einkaufszentrum eine 'Massentypisierung', es ging um ein leukämiekrankes Kind aus der Region. Die Kosten für diese Typisierungen wurden vollständig von den verschiedenen Ausformungen des Rotary-Clubs Chemnitz übernommen (keine Ahnung, ob sich der Lions-Club auch mit reingehängt hatte, glaube aber schon). Dort hab ich mir dann mein bißchen Blut abzapfen lassen *g* (mein Vater auch, der da mal wieder umgekippt ist und hinterher mit Glühwein aufgepäppelt werden musste *hihi*).
Eine Weile lang hab ich von der DKMS abgesehen von Newslettern nichts mehr gehört - das fand ich auch ganz gut so *gg*
Im September 2006 flatterte allerdings schon einmal ein Brief von der DKMS ins Haus, ob ich noch zu einer Spende bereit wäre und sie würden gern eine Feintypisierung vornehmen - ich also zum Hausarzt gedackelt und hab mir ganz schön was an Blut klauen lassen. Allerdings haben meine Gewebemerkmale damals wohl doch nicht so gut gepasst, jedenfalls war da nix mit Spende.
WICHTIG: Die BLUTGRUPPE ist VÖLLIG EGAL! (weil immer noch so saudämliche Kettenmails rumfliegen, muss das mal wieder nachdrücklich erwähnt werden *grrr*) weil ja die blutbildenden Zellen des Empfängers sozusagen ersetzt werden durch die des Spenders. Das heißt im Klartext, egal welche Blutgruppe der Empfänger vorher hatte, hinterher hat er die vom Spender - und auch dessen Blut-DNA (die restliche Zell-DNA behält er allerdings *g*), was interessant sein könnte bei Verbrechen...(so wurde das wohl auch rausgefunden, dass es so ist).
Und genau deswegen ist die Blutgruppe auch scheißegal! Was wichtig ist, sind Gewebemerkmale (die eh kein Mensch von sich kennt *g*) also bitte solche Kettenmails wahlweise ignorieren oder noch besser: Externer Link Link zur DKMS-FAQ zurückschicken, da steht das auch drin

Im April 2007 kam wieder ein Brief, ob ich relativ kurzfristig für eine Spende zur Verfügung stehen würde. Es musste wieder eine Feintypisierung gemacht werden, das ist gesetzlich vorgeschrieben - neuer Empfänger - neue Feintypisierung. Nachdem feststand, dass meine Gewebemerkmale passen, bin ich dann Mitte Mai zur Blutabnahme und Voruntersuchung in Dresden gewesen. Das und der Termin für die Spende wurden von der DKMS telefonisch koordiniert, es gibt verschiedene Entnahmekliniken in ganz Deutschland, die nächste von mir aus war DD. Die Voruntersuchung dauerte eine Weile, das meiste davon waren allerdings Wartezeiten - es wird wieder ne Menge Blut geklaut (mehr als im September, da die Klinik des Empfängers was haben wollte usw.), man darf in nen Becher pinkeln *g*, es wird ein EKG gemacht und eine Ultraschalluntersuchung des Unterbauches, Blutdruckmessung, Anamnese usw usf.
Ein paar Tage später kam dann das Okay der ganzen Untersuchungen...

Dazu muss ich jetzt anmerken: es gibt 2 verschiedenen Möglichkeiten, Stammzellen zu gewinnen:
1. (wie das wohl jeder irgendwo schonmal gehört hat) unter Vollnarkose aus dem Knochenmark
und 2. per Apherese - wie beim Plasmaspenden - aus dem Blut. Diese Möglichkeit gibt es noch nicht ganz so lange
Um Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut 'wandern' zu lassen, müssen gaaanz viele neu gebildet werden, damit das Knochenmark quasi 'überläuft'.
Die Bildung der Stammzellen wird durch einen Wachstumsfaktor angeregt, der subkutan (also ins Fettgewebe, wie Thrombosespritzen oder Insulin) morgens und abends, also möglichst im 12-Stunden-Abstand, gespritzt wird - das kann der Hausarzt machen, ist aber auch selber möglich. Die Spritzen bekommt man dann nach der Voruntersuchung mit. (das Mittel, das ich bekommen hab, hieß 'Granozyte')
Ich hatte mir selbst noch nie was gespritzt, da ich aber in der Hinsicht keinerlei Hemmungen da habe, dachte ich, ich mach das alleine *G* abgesehen davon, dass ich mir einmal die dickere 'Aufziehkanüle' in den Finger geknallt hab (man sollte halt seine Gedanken zusammennehmen und keine blöden Witze über die Dicke von Spritzen vor 20 Jahren machen *hehe*) und mir ab und zu mal blaue Flecke und Beulen gespritzt hab, ging das ganz prima.
Problem an der Sache sind die Nebenwirkungen, die auch relativ häufig auftreten...was es alles gibt, mag ich jetzt nicht aufzählen, sehr schlimme sind für Gesunde sowieso nicht dabei, außerdem sind die Nebenwirkungen bei jedem unterschiedlich und unterschiedlich stark ausgeprägt, was auch nichts über die Wirksamkeit des Mittels aussagt...allerdings war ich, seit das Zeug wirkte, dauermüde und nach 3 Tagen stellten sich recht witzige Schmerzen ein (witzig dahingehend, dass ich sie so noch nicht kannte) - nach dem Hinsetzen oder Aufstehen ist mir eine Art Druck die Wirbelsäule hoch und runter pulsiert (ich kannte danach jeden Wirbel mit Namen...sie hießen alle irgendwie 'Autsch', 'Aua' oder 'ARGH') - was dazu führte, dass ich auf einer Familienfeier fast nur gestanden hab *lol* und ich hatte da keinen Bock auf Allolol, dabei war der Wein echt lecker *wäh* Alkohol darf man trinken - außer man nimmt Schmerzmittel - dann geht's logischerweise nicht, da Acetylsalicylsäure wegen der blutverdünnenden Wirkung nicht genommen werden darf und Paracetamol in Verbindung mit Alkohol sehr schnell leberschädigend sein kann - ich hab's ohne Schmerzmittel durchgestanden.

Ich bin dann am Abend vor der Spende nach Dresden gefahren (hätte ich auch früh am Spendetag machen können, aber ich bin nunmal kein Frühaufsteher), hab gemütlich in nem Hotel übernachtet und bin am nächsten Morgen früh gegen halb 8 bei Cellex eingetrudelt.
Daraufhin durfte ich es mir auf einem schön verstellbaren Stuhl bequem machen, eine dicke Kanüle in die linke Ellenbeuge (autsch), eine dünnere in das rechte Handgelenk und los geht's *gg*
Ist halt wie gesagt wie bei einer Plasmaspende, das Blut fließt durch ein Einmalschlauchsystem durch eine Zentrifuge und die Stammzellen werden 'rausgefiltert'. Dummerweise erwischt es auch die Blutplättchen weil die ungefähr gleichgroß und gleichschwer sind -.-
Die ganze Prozedur dauert (im Gegensatz zur Plasmaspende, da ist man schneller fertig) ungefähr 4 Stunden, man muss immer mit der Hand auf der Seite, wo das Blut in die Maschine fließt, pumpen, man sollte zwar nicht unbedingt zwischendurch aufs Klo müssen, aber ohne gings bei mir nicht *G* es wird dem Körper weniger Flüssigkeit entzogen, als bei einer Plasmaspende...man bekommt noch ne Art Zitronensäure ins Blut, damit das in der Maschine nicht gerinnt, das bindet Kalzium und es kann zu diversen Kribbelerscheinungen kommen (hey, zwischendurch hatte ich das Gefühl, ich sitz in nem Ameisenhaufen -.-), allerdings wird einem dann Kalzium mit reingetropft, wenn das so kommt und dann verschwindet das Kribbeln auch recht schnell wieder.
Mir ging es (trotz Angst, weil bei Plasmaspende schonmal umgekippt) die ganze Zeit ziemlich gut, man kann da auch lesen, Film schauen (leider haben sich meine 'Mitspender' ausgerechnet den Harry Potter ausgesucht gehabt, den ich ausversehen schon ca. 5 Mal gesehen hatte), weiß der Geier...SCHOKORIEGEL FUTTERN *hrhrhr*
Wenn die Menge an Stammzellen ausreicht, die am ersten Tag gesammelt wurde, kann man dann auch wieder nach Hause, ansonsten ist man einen 2. Tag dran. Man bekommt nach der Spende nach ca. 3 Stunden oder so Bescheid, ob die Menge ausreichend war und ich musste nicht nochmal ran ;)
Hinterher ist man eine Woche (glaub ich - arbeitete zu der Zeit nich -.-) krankgeschrieben, den Verdienstausfall zahlt die DKMS (bzw. die Krankenkasse des Empfängers), ebenso die Unterkunft, Hin- und Rückreise und Verpflegung, genauso wie die Unterkunft und die Hin- und Rückreise einer Begleitperson (Futter muss diese selber tragen *g*). Ansonsten...ja ansonsten gibt es das Gefühl 'jeden Tag eine gute Tat - die reicht jetzt für die nächsten 3 Monate' *grinz*

Danach bekommt man von der DKMS Bescheid, in welchem Land der Empfänger wohnt, wie alt er ist und ob männlich oder weiblich.
Wird der Empfänger dadurch geheilt, kann man nach 2 Jahren oder so bei beiderseitigem Einverständnis mit ihm in Kontakt treten - geht auch schon vorher per Brief über die DKMS, die dann allerdings 'gefilzt' werden, ob sich daraus Rückschlüsse zur Person ziehen lassen.

Außerdem gibt es ein Dankeschön von der DKMS und ab und an mal eine Meldung, wie es dem Empfänger geht.

4 Wochen nach der Spende muss vom Hausarzt eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, um zu sehen, ob wieder alles normal ist.
Und nach einem halben Jahr gibt es dann eine weitere Blutuntersuchung. Und danach noch ein paar im Abstand von einem halben oder später einem Jahr, zahlt aber alles die DKMS (kostet also auch keine Praxisgebühr).

Soviel dazu ;)

Ich weiß nicht, ob ich das nochmal machen würde, aber mit dem Abstand von jetzt würde ich schon sagen, ja...allerdings ist es so, dass man im Allgemeinen nicht zu einer zweiten Spende herangezogen wird, außerdem steht man erstmal eine Weile noch dem Empfänger, für den man schon gespendet hat, zur Verfügung, falls die Therapie nicht so anschlägt, wie erhofft und durch eine weitere Spende doch Aussicht auf Heilung besteht.

Im Dezember 2007 habe ich eine ganz tolle Karte von meinem Empfänger/ 'Zwilling' bekommen. Allerdings habe ich nicht zurückgeschrieben, einerseits aus Faulheit, andererseits...nunja, wenn ich Blut spenden würde, würde ich auch niemanden kennenlernen, dem es geholfen hat...wäre halt ein seltsames Gefühl für mich.

Nunja, ob es bei dieser Form der Stammzellengewinnung Spätfolgen gibt durch den Wachstumsfaktor, ist wohl noch nicht komplett raus, um das mal noch zu erwähnen, da es diese Methode noch nicht allzulange gibt, aber im Endeffekt war mir das ziemlich egal.

Was möchte ich damit sagen insgesamt...ich wollte mal darüber aufklären, wie sowas läuft und dass es gar nicht so schlimm ist ;)

Und jetzt würde ich sagen: wieso nicht nochmal ;)
Habe übrigens im November 2008 wieder Bescheid bekommen, dass es meinem Empfänger immer noch gut geht, fein...

Nachtrag vom 10.06.2009: gestern kam ein Brief von der DKMS, die 24 monatige Sperre für 'meinen Empfänger' ist abgelaufen und ich kann theoretisch wieder für jemanden anderes spenden - na denn, warum auch nicht. Hatte ja keinerlei Probleme...keine Ahnung, wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist, ein 2. Mal in Frage zu kommen...aber vor meiner Spende kam ja schonmal eine Anfrage, dass ich recht gut zu jemandem passen würde...wer weiß...

weitere Infos: Externer Link http://www.dkms.de/
Außerdem gibt es seit neuestem eine DKMS-Gruppe im StudiVZ.

Kommentarfunktion kommt noch.

Weitere Versionen befinden sich dort:

Allerdings wird die aktuellste Version immer hier zu finden sein und es wäre auch sehr schön, wenn für Verlinkungen diese Seite genutzt wird, danke!

Achtung, ich übernehme keinerlei Verantwortung für die Richtigkeit der hier erwähnten medizinischen Methoden, Begriffe etc., ich bin auch nur medizinischer Laie und das hier ist ein Erfahrungsbericht, kein medizinischer Fachartikel!!!

Dieser Bericht entstand kurz nach der Stammzellenspende 2007 für ein Forum und wurde seitdem mehrere Male überarbeitet und veröffentlicht. Bei weiteren Fragen stehe ich auch gern zur Verfügung, von 'Lobesbekundungen' usw. bitte ich allerdings abzusehen, (fast) jeder kann sich typisieren lassen und selbst zum Spender werden...Hilf lieber mit, dass es nichts Besonderes mehr ist, sondern alltäglich wird!

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